Mein Achin scheut keine Unternehmung, also buchen wir eine Reise nach „Dazu“,wo buddhistische Mönche einzigartige Steinskulpturen in Felswände gemeißelt haben. Dass der Ort 160 Kilometer von Chongqing entfernt liegt, realisiere ich erst im Bus voller chinesischer Touristen inclusive einer Amerikanerin, die zufällig neben uns sitzt, sich als vielgereiste Volleyballspielerin und -Trainerin outet und einiges aus ihrem Leben preisgibt. Dass die Unternehmung eine Art „Butterfahrt“ wird, erster Stopp in Chino-Retro-Stil Ladenzeile, zweiter Stopp bei einem Messerverkauf mit anschließendem Mittagsmahl, macht mich den Statuen nicht gewogener. Dass wir schließlich in einem Weltkulturerbe landen, ist zwar eine neue Erkenntnis, aber nicht gerade tröstlich. Die Chinesen haben nach dieser Anerkennung den Eingang so aufgemotzt, weite, gepflasterte Wege, pompöse Eingangshallen, pompöse Gartenanlagen, sodass das Erbe einem ziemlich mickrig vorkommen könnte. Aber wir weigern uns, diesen Gedanken zuzulassen und bewundern die Vielzahl der farbigen Figuren, die z. T. über 1000 Jahre alt sind, und alles, was sie erzählen. Wiederum sind die Geschichten über die Hölle und die zu erlebenden Qualen szenenreicher als die über den „Himmel“. Das erzählt wohl, dass sie der Erziehung des Volkes dienten. Weniger abstrakt als der klassische Buddhismus beziehen sie sich auch auf Vorstellungen des chinesischen Volksglaubens. Besonders beeindruckend auch ein schlafender, über 20 Meter lange Buddha.
Immerhin, der Wettergott ist uns gnädig, herrlicher Sonnenschein, Warmwasserbereitung meist im Schatten unter Bäumen, trotzdem erreichen wir das Hotel leicht gerädert, der Busfahrer musste manchen Stau überwinden. Zum Abschluss des Tages noch zum Pipaberg, dem höchsten Berg der Stadt mit einem riesigen Park. Hier verlustieren sich die Leute, die in den umliegenden Hochhäusern leben. Ein Blick in die Fenster dieser Häuser zeigt wieder einmal: die Chinesen haben wenig Wohnkultur. Überall Kartons, Wäschestücke, sogar Müllsäcke. Sie halten sich deshalb vielleicht in der Freizeit so gerne draußen auf. Und ihre Parks sind wirklich schön. Auf dem Pipaberg mit Blick in den Sonnenuntergang lausche ich zufrieden über das Erlebte dem Vogelgesang.