19. Mai Beijing, morgens

Sitze im Frühstücksraum, der gemütlich mit gepolsterten hellbraunen Sesseln und kleinen runden Tischen ausgestattet ist, in der Mitte unsres kleinen Hotels. Das Hotel wurde im Hutongstil gebaut: um den zentralen Raum herum sind Empfangsraum und Zimmer gelegen, auch im ersten Stock. Das Hotel liegt mitten in einem der übriggebliebenen Hutongs (enge Gassen) Beijings, in der Nähe der alten Kaiserstadt. Wir können nicht mit einem Taxi vorfahren, sondern müssen die Koffer über einen Kilometer lang durch Gassen ziehen. Über 2000 dieser Hofhäuser gab es schon vor 500 Jahren, in sozialistischen Zeiten waren es 6000, z.T. umgebaut, verschandelt, umgenutzt. Viele wurden und werden immer noch abgerissen, einige sind unter Denkmalschutz gestellt, einige werden restauriert und wie unseres neu genutzt. Sehr funktional, sehr einfach und zugleich ästhetisch. Wir haben aufgeatmet, als wir dieses Haus betraten, endlich mal kein neuer oder älter Hochhausprotz. Und wir klagen nicht, dass unser Zimmerchen recht klein ist. Wir liegen nach alt chinesischer Art auf einem Kang, der die ganze Hälfte des Raumes einnimmt. Das Ambiente scheint auch andere Westler anzusprechen. Das Hotel hat viele internationale Auszeichnungrn. Sonst haben wir uns meist nur unter Chinesen bewegt, jetzt sehen wir mehr Langnasen. Und die Leute am Empfang sprechen Englisch.
Also: in der Hauptstadt angekommen.
Den ersten Nachmittag und Abend nutzten wir zur Erkundung der Umgebung, wanderten durch die dicht bewohnten Gassen Richtung Huhau, einem langgestreckten See mit Parkanlagen und Wegen , vielleicht zehn Miuten entfernt. Eine Idylle mitten in der Großstadt. Wir waren – klar – an unsere Alster erinnert, wanderten schon in Gedanken wieder mit unserer Balou dort herum, auch die Chinesen führen hier ihre Hunde aus. Sehr gut erzogen sind die Tiere, dachten wir, laufen oft frei herum, kommen brav zu den Haltern zurück. Dann aber erlebten wir, wie ein Mann auf seinen Golden Retriver, einen ganz lieben alten Hund, mit großer Brutalität eintrat, weil er an etwas geschnüffelt hatte, was dem Herrn nicht gefiel. Noch nie habe ich einen Hund sich danach so „hündisch“ verhalten sehen: er duckte sich und wedelte „ganz lieb“ mit dem Schwanz. Das tat mir in der Seele weh.

Ein Gedanke zu „19. Mai Beijing, morgens“

  1. Liebe Hilke,
    habe Deine Berichte mit großem Interesse gelesen. Durch meine Vietnam Erfahrung kürzlich kann ich mir einige Deiner Beschreibungen besser vorstellen, als ich es vorher gekonnt hätte. Mit dem Klima scheinst Du keine Probleme zu haben. Ist es nicht heiß, z. B. jetzt in Bejing?
    Grüße aus Hamburg – auch an Achim
    von Ursula

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