Die Organisation von China-Tours immer sehr gut. Auch in Yichang werden wir von einem Reiseleiter mit Auto und Fahrer abgeholt, Herr Yi aus aus Yichang, ein älterer Herr mit einem müden, angestrengten Gesichtsausdruck, erzählt engagiert über seine Stadt. Eine kleine Stadt, vor dem Bau des 3 Schluchten- Staudamms mit seinen 600.000 Einwohnern, völlig unbekannt im Land, nach dem Bau kamen über 1.200 Millionen Umsiedler hierher und ganz China kennt sie. Entsprechend auch hier: viele neue Hochhäuser, Abriss der alten Häuser. Herr Yichang informiert über die Schiffsreise, auf seinen Rat hin essen wir vor der Einschiffung in einem von ihm empfohlenen Lokal und decken uns mit einem 6 Pack Bier ein, das das dreimal so teuer sein soll. Herr I bringt uns zu guter Letzt noch an Bord und hat ein gutes Trinkgeld verdient. Nach dem Einschecken Passkontrolle, wie üblich. Unser Zimmer ist relativ groß und hat einen Balkon, dazu sauber!!! Schön. Keine Erkundigung des Schiffes, Achim duscht und raucht noch einen Zigarillo auf dem Balkon, ich lege mich schlafen.
Heute volles Touristenprogramm: nach dem Frühstück mit circa 200 anderen Yangzi-Fluss Reisenden (3/4 Chinesen) Ausflug in eine Schlucht, in der das Leben einer Minderheit inszeniert wird, die Minderheit, die vor der Erschließung der Region hier lebte. Interessenten von 3 der Yangzi- Flussschiffe werden in perfekter Organisation in jeweils kleinen Gruppen geführt von einer jungen Frau dieser Minderheit: auf breiten hölzernen Stegen an Felsen den Yangzi entlang in die Schlucht geführt, vorbei an in traditionellen Stil gebauten Häusern, in denen Waren aller Art feilgeboten werden. In der Schlucht wird dann das traditionelle Leben vorgeführt… Kitsch, aber gut gemacht. Inklusive einer Hochzeitszeremonie.
Nach dem Lunch ( wir sitzen am Tisch mit einem deutschen und einem österreichischen Paar) die zweite Unternehmung: Besichtigung des 3 Schluchten Staudamms. Der Reiseleiter, Herr Tschau, erzählt viel und witzig, kennt sich gut aus in chinesischer Geschichte, hat Geschichte studiert.
Das Projekt war nie unumstritten auch hier, im Nationalen Volkskongress wurde es „nur“ mit einer Zweidrittelmehrheit angenommen. Jetzt produziert es mit seinen 18 Turbinen soviel wie 20 kleine Kernkraftwerke oder 30 Kohlekraftwerke. Eine Großtat der kommunistischen Partei, die damit auch ihre Macht dokumentiert. Sie weiß: wenn frühere Herrscher das Problem Jangzi Überflutung nicht in Griff bekam, machte das Volk einen Aufstand.
Nach der Begrüßung der Schiffsgäste durch den Kapitän, mit Sekt und Orangensaft, kleinen Reden, Tanzvorführung und Ringelpietz der Tänzer mit den Gästen durch den Saal, Abendessen. Danach ein kanadischer Film über das Stauseeprojekt, vor der Fertigstellung des Damms gefilmt. Nur unsere Österreicher, ein Chinese und wir schauen zu. Sehr deutlich wird, was alles zerstört wurde: jahrtausendalte Dörfer, Klöster, Tempel, vor allem die von Minderheiten. Die vielen Proteste wurden verboten, eine Autorin, die darüber ein Buch schrieb, kam ein Jahr ins Gefängnis.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, 70 bis 180 Meter über der verschwundenen Kultur auf einem Touristenboot zu reisen. Viele Eindrücke. Morgen mehr. Bin erschöpft.