Heute morgen wie auch schon gestern eine halbe Stunde Qigong beim Qigongmeister. Wir waren, mal wieder, die einzigen „Schüler“, den Chinesen ist es wohl zu schlicht oder sie sind den westlichen Sport gewöhnt, den Westlern ist es zu schwierig. Uns haben schon die Aufwärmübungen ins Schwitzen gebracht. Wie elegant der Meister sich bewegte….
Nach dem Frühstück blieb ich im Empfangsraum sitzen, um endlich meine Texte an Rüdiger zu schicken und einige Mails zu schreiben. Achim wanderte derweil die Gangway hinunter mit Mr. Tschau und den Österreichern, allen Chinesen voran, einen langen Weg über eine Hängebrücke zum Shibaozhai-Tempel, einer aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert 5 stöckigen Pagode an einem Felsen, von Ferne sichtbar. Das Tal hat sich geweitet, der gestaute Fluss ist breiter, die Bäume höher, auch Zypressen scheinen darunter zu sein, ab und zu Häuser, auch Grabhäuschen. Die Gruppe der Touristen bewegt sich wie eine Ameisenkolonie mit bunten Hütchen Richtung Heiligtum. Nach der Rückkehr bittet uns Herr Tschau, ob er die Fotos von den Bombardierungen Chongqings, die mein Vater angenommen und die ich aufs I Pad fotografiert habe, mit dem Handy ablichten dürfe. Klar. Die japanische Besetzung ist auch ein Trauma im Erleben und in den Köpfen der Chinesen. Tschaus Mutter, ein junges Mädchen damals, hat sich ihr Gesicht mit Kohle eingeschwärzt, um alt zu wirken nicht von den Japanern vergewaltigt zu werden. Nicht zu verstehen, sagt er auch, ist, dass die Japaner sich bis heute noch nicht für die Kriegsverbrechen entschuldigt haben.
Kleine Geschichten:
Die Chinesen, die auf unsrem Gang eine Kabine haben, lassen die Türen offen stehen, wenn sie tagsüber im Zimmer sind. Beim Vorbeigehen sehen wir drei oder vier Frauen um einen Tisch sitzen und klönen. Ein Zimmer weiter spielen die Männer Karten. Gegenüber sitzt einer Mann auf dem Bett und sieht fern. Auch wir werden zwischen den einzelnen Unternehmungen zu Bettmuffeln, wie Achim sagt, aber wir schauen hinaus aus den offenstehenden Balkontüren in die Landschaft. Ab und zu springt mein Liebster auf, um zu fotografieren.
Die Chinesen sind immer superpünktlich am Büffet, das auf einem langen Rechteck in der Mitte des Saals angerichtet ist. Großes Gedrängel und Vorgedrängel. Wir Deutschen mokieren uns darüber, aber machen es ihnen bald nach, bzw. lassen es uns nicht bieten oder kommen einfach nur später, um den Konkurrenzkampf zu vermeiden.
Jeder, der einen Baum fällen will, braucht hier eine Genehmigung, erklärt Herr Tschau. Jeder, der einen Baum pflanzen will, bekommt eine Prämie von der Regierung. Das ist ein Gesetz und führt dazu, dass viele Städte erstaunlich grün sind. Brauchen wir auch ein solches Gesetz? Gleichzeitig kann man keinen Grundbesitz erwerben, alles, auch Wohnungen, sind nur gepachtet, Für 70 Jahre. Was kommt danach? Weiß niemand, sagt Herr Tschau. Er erzählt auch, dass es jetzt verboten ist, ein Einfamilienhaus zu bauen. Wir sind zu viele Menschen, wir haben zu wenig Platz. Die Regierung bzw. die örtlichen Regierung kann auch bestimmen, welche Häuser abgerissen werden sollen, auch gegen den Widerspruch der Bewohner.