10. Mai abends

Zwei Tage in Lushan vergangen. Dank an Elisabeth, Ute, Karsten, Barbara, Sarah, Annette und Jamie ( who can read thanks Google translator) für Eure Kommentare. Das motiviert zum Weiterschreiben. Allerdings bin ich oft zu müde, um darauf auch noch antworten zu können. Und ich will ja mit den Berichten nachkommen. Reise und Ankunft in Lushan, zwei kleine, schon ohne Internetanschluss geschriebene Texte, wird Rüdiger hoffentlich demnächst hier einfügen. Ich kann das nicht. Auch das Hinzufügen der Fotos gelingt nicht.
Warum Lushan, dieser Ort in den Bergen, fast 5 Zugstunden und eine Autostunde von Shanghai entfernt? Hier fuhr meine Großmutter mit den Kindern – wie viele andere Europäer – im Sommer in Urlaub, um dem feuchtheißen Klima in Shanghai zu entgehen. Hier lebte die Famile 4 Jahre während des 1. Weltkriegs, weil sie nicht im Settlement Shanghai, in dem ja Engländer und Amerikaner herrschten, wohnen durften. Es gibt kleine Anekdoten über die Zeit, auch einige Fotos im Nachlass der Eltern, viel interessanter aber sind unsere Erkundungen. Denn dieses Lushan, früher Guilin, ist heute nicht nur eines der beliebtesten Ferienorte Chinas, eine einmalig schöne Berglandschaft mit hohen waldbewachsenen Gipfeln, steilen Felsen, Wasserfällen, sondern eine Kulturlandschaft mit über 2000jähriger Geschichte. Zuerst ließen sich die ersten buddhistischen Mönche in China nieder ( circa 200 v. Ch.), unter ihnen auch der erste Landschaftsdichter Chinas, sie gründeten Klöster und bauten Tempel, ihnen folgten zahlreiche Dichter und Maler, die zum Ruhm der Gegend beitrugen. Im 19. Jahrhundert zerstörten die Bauern im Taiping-Aufstand viele der Bauten. Die Kolonialherren eroberten sich danach die Gegend als Ferienressort, ließen Hotels, Ferienhäuser und Kirchen errichten, auch Pearl S. Buck, die amerikanische Literatunobelpreisträgerin verbrachte hier ihre Kindheit. Sogar die wohlhabenden Chinesen pflegten hier zu residieren, so lebte hier Mei Ling, die Frau von Tschiang Kai Chek, der sie hier oft besuchte, von 1935-1948, Mao konferierte hier mit Tschiang als Bündnispartner im Krieg gegen die Japaner und ließ sich selber eine Villa bauen, wie auch Tschu en lai.
Wir sind – der jüngsten Geschichte entsprechend – in einem Hotelpalast mit protziger, marmorgefliester Eingangshalle, riesigem Empfangstresen untergekommen, wo uns eine junge Chinesin freundlich, aber hilflos lächelnd empfängt. Sie spricht kein Englisch – wie keiner der Angestellten, die uns begegnen. Baker, der uns begleitet hat, hat das Einschecken am ersten Abend geregelt, aber wir finden uns zurecht und beschweren uns nicht. Das Internet funktioniert erstaunlich gut, der sozialistische Protz der 80er Jahre inclusive Samtvorhängen, muffigen braunem Teppichboden und schwarzgekacheltem Bad in unserem Zummer ist ertragbar, sogar die Staubränder am Teppich nehmen wir hin und den nicht gerade sauber zu nennenden Boden im Bad säubern wir klaglos. Dass wir am ersten Morgen kein Frühstück erhalten, weil wir erst 9:05 statt um 9:00 Uhr erscheinen, dagegen finden wir recht unfreundlich. Sogar Baker meinte, ein hartgekochtes Ei hätte man uns geben können. Wir verzeichnen es unter der Rubrik: Funktionärsmentalität, der man hier immer noch begegnet. Gleichzeitig erfahren wir auch öfter Hilfsbereitschaft. Davon mehr später.

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