Alle Beiträge von Hilke Veth

14. Mai, nachmittags aus dem Rückblick

Die Fahrt auf dem Yangzi bringt uns den Chinesen immer näher. Am Nachmittag waren wir beim Ausflug zur Geisterstadt Fengdu die einzigen Langnasen und mussten uns mit ihnen einen Touristenführer teilen, der übrigens sehr gut Deutsch sprach und uns das Wesentliche in wenigen Sätzen mitteilte.
Die Geisterstadt Fengdu sollte jeder Chinese einmal im Leben besucht haben, so wie jeder Muslim Mekka. Ziel dabei ist nicht, einem Gott oder dessen Symbol Verehrung zu erweisen, sondern dem Höllenkönig schon zu Lebzeiten vorzusprechen. Jeder Mensch, so glaubt man, muss nach dem Tod in die Hölle. Je nach Schwere seiner Verbrechen erleidet er bestimmte Qualen, trinkt dann den Trank des Vergessens und wird als Tier, Mensch oder Geist wiedergeboren. Der Weg zum Höllenkönig im Diesseits ist mit Prüfungen für den Besucher gepflastert: früher musste man sich einen Höllenpass kaufen, heute reicht die Eintrittskarte. Dann hat man über 300 Treppenstufen zu überwinden, mit dem richtigen Fuß über eine Schwelle zu treten und eine Brücke richtig zu begehen (Hand in Hand mit dem Partner, wenn man weiter mit ihm im nächsten Leben zusammen sein will ect.). Danach betritt man verschiedene Hallen (mit daoisten und buddhistischen mythologischen Figuren) und endlich die des Höllenkönigs und seiner Gefährten. Alle Hallen zuvor mussten nach Zerstörungen durch die Roten Garden restauriert werden, die des Höllenkönigs ist die einzige, die original erhalten ist (Dank Tschu en Lais Einsatz), zum Teil ist sie über 1600 Jahre alt! Wunderschön, ungewöhnlich in Schwarz und Blau bemalt, die Farben des Todes und der Hölle. Viele der Chinesen knien vor dem Höllenkönig nieder und verbeugen sich dreimal…zur Vergebung der Sünden.

14. Mai, auf der Century Sky

Heute morgen wie auch schon gestern eine halbe Stunde Qigong beim Qigongmeister. Wir waren, mal wieder, die einzigen „Schüler“, den Chinesen ist es wohl zu schlicht oder sie sind den westlichen Sport gewöhnt, den Westlern ist es zu schwierig. Uns haben schon die Aufwärmübungen ins Schwitzen gebracht. Wie elegant der Meister sich bewegte….

Nach dem Frühstück blieb ich im Empfangsraum sitzen, um endlich meine Texte an Rüdiger zu schicken und einige Mails zu schreiben. Achim wanderte derweil die Gangway hinunter mit Mr. Tschau und den Österreichern, allen Chinesen voran, einen langen Weg über eine Hängebrücke zum Shibaozhai-Tempel, einer aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert 5 stöckigen Pagode an einem Felsen, von Ferne sichtbar. Das Tal hat sich geweitet, der gestaute Fluss ist breiter, die Bäume höher, auch Zypressen scheinen darunter zu sein, ab und zu Häuser, auch Grabhäuschen. Die Gruppe der Touristen bewegt sich wie eine Ameisenkolonie mit bunten Hütchen Richtung Heiligtum. Nach der Rückkehr bittet uns Herr Tschau, ob er die Fotos von den Bombardierungen Chongqings, die mein Vater angenommen und die ich aufs I Pad fotografiert habe, mit dem Handy ablichten dürfe. Klar. Die japanische Besetzung ist auch ein Trauma im Erleben und in den Köpfen der Chinesen. Tschaus Mutter, ein junges Mädchen damals, hat sich ihr Gesicht mit Kohle eingeschwärzt, um alt zu wirken nicht von den Japanern vergewaltigt zu werden. Nicht zu verstehen, sagt er auch, ist, dass die Japaner sich bis heute noch nicht für die Kriegsverbrechen entschuldigt haben.

Kleine Geschichten:
Die Chinesen, die auf unsrem Gang eine Kabine haben, lassen die Türen offen stehen, wenn sie tagsüber im Zimmer sind. Beim Vorbeigehen sehen wir drei oder vier Frauen um einen Tisch sitzen und klönen. Ein Zimmer weiter spielen die Männer Karten. Gegenüber sitzt einer Mann auf dem Bett und sieht fern. Auch wir werden zwischen den einzelnen Unternehmungen zu Bettmuffeln, wie Achim sagt, aber wir schauen hinaus aus den offenstehenden Balkontüren in die Landschaft. Ab und zu springt mein Liebster auf, um zu fotografieren.

Die Chinesen sind immer superpünktlich am Büffet, das auf einem langen Rechteck in der Mitte des Saals angerichtet ist. Großes Gedrängel und Vorgedrängel. Wir Deutschen mokieren uns darüber, aber machen es ihnen bald nach, bzw. lassen es uns nicht bieten oder kommen einfach nur später, um den Konkurrenzkampf zu vermeiden.

Jeder, der einen Baum fällen will, braucht hier eine Genehmigung, erklärt Herr Tschau. Jeder, der einen Baum pflanzen will, bekommt eine Prämie von der Regierung. Das ist ein Gesetz und führt dazu, dass viele Städte erstaunlich grün sind. Brauchen wir auch ein solches Gesetz? Gleichzeitig kann man keinen Grundbesitz erwerben, alles, auch Wohnungen, sind nur gepachtet, Für 70 Jahre. Was kommt danach? Weiß niemand, sagt Herr Tschau. Er erzählt auch, dass es jetzt verboten ist, ein Einfamilienhaus zu bauen. Wir sind zu viele Menschen, wir haben zu wenig Platz. Die Regierung bzw. die örtlichen Regierung kann auch bestimmen, welche Häuser abgerissen werden sollen, auch gegen den Widerspruch der Bewohner.

13. Mai, Yangzi-Fahrt

Freitag, der 13. Da wir in China sind, ist unser Aberglaube außer Kraft. Für die Chinesen ist die Acht eine Unglückszahl. Gerade fährt das Schiff fast lautlos durch die Hexenschlucht, die schönste, wie es heißt. Steile, mit niedrigen Büschen bewachsene Hänge aus Sandstein an beiden Seiten, ab und zu Häuser, alleinstehend oder in Gruppen, die meisten neu. Die Bewohner der überfluteten Dörfer durften sie mit Hilfe von Kompensationsgeldern bauen. Wenn in ersten Etage die Fenster nicht eingebaut sind, heißt es, dann sind die Kinder nicht eingezogen, sondern leben in einer Stadt. Unten im Tal war die Erde sehr fruchtbar, jetzt, in den Höhen, nicht. Die Bauern können nicht mehr viel anpflanzen. Eine Weile sitze ich ganz allein hier im 5. Stock auf dem Vorderdeck mit Blick auf die Berghänge. Mir ist, als spürte ich die Trauer der verschwundenen Landschaft. Gestern, in dem Dokumentarfilm über den 3 Schluchten Staudamm, sagte eine Frau, es ginge für China darum, mit seiner Jahrtausende alten Kultur zu leben oder sie zu leugnen. Ganz so einfach scheint es mir nicht. Überall wird versucht, die Zerstörungen durch die Kulturrevolution zum beseitigen.
Nun taucht vor uns eine ganze Stadt auf, auch neugebaut, viele Wolkenkratzer, viele Fabriken, Fungjie, 80 tausend Einwohner, erklärt Herr Tschau, der uns diesen Platz vorne auf dem Schiff empfohlen hat. Hier sind wenige Mitreisende. Auch ein guter Standort für Achim, der natürlich fotografiert.

Nach dem Mittagessen kommt Herr Tschau wieder an unseren Tisch, um einen Kaffee zu trinken. Er isst nie mit uns. Kommt immer nach den Mahlzeiten, um mit uns zu reden. Heute über seine Geschichte. Er ist 1960 in Wuhan geboren, in den Hungerjahren, seine Mutter hat während der Schwangerschaft sehr gelitten, auch bis 1978, erzählt er, sei alles sehr knapp gewesen, 1 Pfund Fleisch im Monat pro Person, 1 1/2 Meter Stoff für Kleidung im Jahr. Wenn er jetzt seiner Tochter davon erzählen wolle, würde sie sich die Ohren zuhalten. Aber um die Chinesen heute zu verstehen, müsse man daran denken, was sie erlitten haben. Und an das Drama der Kulturrevolution. Als ich ihn frage, ob er Rotgardist gewesen sei, antwortet er, er sei noch zu klein gewesen. Es klingt ausweichend. Ich wage nicht mehr, ihn zu fragen, was die älteren Brüder gemacht haben.

Morgens und nachmittags Ausflüge. Generalstabsmäßig inszeniert. Man trifft sich im Speisesaal. Jeder an dem ihm zugeteilten Tisch. Alle Tische haben Nummern. Eine Reiseleiterin mit Fähnchen erscheint. Die ihr zugeteilten Nummern werden aufgerufen, die dazugehörigen Leute stellen sich in einer Reihe auf, los geht’s. Man hat das von kleinauf geübt. Trotzdem wandern alle bald laut schwatzend nebeneinander. Es hört sich eine als wären mehrere Scharen Gänse unterwegs.

Wir bekommen, weil wir anders als die Bayern und Österreicher an unserem Tisch, jeden Ausflug mitmachen, einen eigenen „Guide“. Diesen Nachmittag eine kleine, muntere Chinese, Ich nenne sie Nicole. Sie führt uns abseits der Massen zur Stadt des weißen Kaisers, eine Tempelanlage auf einer Insel im Yangzi gelegen, zu erreichen von der Stadt Fengji aus über eine Brücke, vor dem Bau des Staudamms nur mit Booten. Sowohl die Stadt als auch die Tempelanlage haben historische und mythologische Bedeutung in Chinas Geschichte. Entsprechend hat sich auch Mao neben alten Herrschern und Dichtern mit Gedichten verewigt. Interessanter als das waren mir die Erzählungen von Nicole, die diesen Job als Reiseleiterin sehr engagiert machte, obwohl sie lieber als Lehrerin in Chongqing arbeiten würde (ihr Beruf) und nicht jeden Tag zweimal 324 Treppen hoch und 324 Treppen runter zu der Anlage wandern würde, in schwüler Hitze oder bei Regen. Sie gehört zu einer Minderheit, der Gruppe der Wu, ihre Stadt wurde überflutet und über 200 Meter höher in den Bergen neu aufgebaut. Der Vater arbeitet als Lehrer, die Mutter als Krankenschwester, sie hat die Tätigkeit als Lehrerin vorübergehend aufgegeben, um die alten Großeltern mit zu pflegen. Als einzige Tochter ist das ihre Pflicht. Sie hat zwar Business studiert und Englisch, spricht ausgezeichnet amerikanisches Englisch, liebt aber Literatur, europäische und chinesische, sagt mir einige Gedichte ins Aufnahmegerät und schwärmt von Shakespeare, den sie leider nur in der Übersetzung gelesen hat. Wie sie Maos Gedichte hier fände, frage ich. Na, ja, sagt sie. Einige sind okay, aber sie mag seinen Geist nicht. Wieso? Er sei ihr zu kämpferisch. Sie mag Tschu en lai. Er sei sehr gebildet gewesen, ein „humble“ man, ein demütiger Mensch, Mao wäre ein Bauerssohn, und hätte vieles sehr schlecht gemacht. Die Kulturrevolution z. B. Ihre Reden überraschen mich, vor 15 Jahren haben wir nie so kritische Worte von den Studenten gehört, mit denen wir sprachen. Ob viele so denken würden wie sie? Jeder denkt anders, sagt sie weise. Sie ist 27 Jahre alt, verdient mit dem Touristenjob 2000 Yuan (290 Euro) im Monat, als Lehrerin würde sie 5000-6000 Yuan bekommen. Wären wir die Treppen hinauf und hinuntersteigen und sie auch ihr Touriprogramm mit Informationen über die Gebäude ect. abspult, gähnt sie manchmal ungeniert. Oder lächelt einer Kollegin zu, die vor einem in Stein geritztem Gedicht steht und ihrer Gruppe aus 30 Chinesen über Mikrophon mit müdem Blick was weiß ich erzählt. Chinesen möchte ich nicht führen, sagt Nicole, es sind immer so viele, sie sind immer so laut. Ich liebe auch die Natur. Hier ist einer meiner Lieblingsorte, wenn die Touristen nicht da sind.

Wie viele der Einheimischen so denken? Und stehen an den Warenständen, an denen wir auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten immer vorbei müssen, preisen ihre Waren mehr oder weniger lauthals an, packen zu guter Letzt ihre Plastikplanen lustlos darüber, weil sie wieder einmal zu wenig verdient haben. Vor 15 Jahren haben wir mehr Bettler gesehen, das fällt uns auf, als wir an einem Mann vorbeikommen, dessen Arme verstümmelt sind und der uns eine Art Hut entgegenhält.

13. Mai 2016, an Bord

Wir fahren schon den zweiten Tag auf der Sunrise…, einem kleinen Kreuzfahrtschiff, mit über 200 Passagieren auf dem Yangzi (Schreibt sich so heutzutage) durch die drei Schluchten, bzw. au dem durch den umstrittenen Staudamm aufgestaute Gewässer. ( Berichte kommen in den nächsten Tagen durch Rüdiger). Eben haben wir die dritte Schlucht, die Qutang Schlucht, passiert. Achim fand sie fotografisch nicht interessant. Jetzt werden wir aufgerufen zu einem Besuch der Stadt des weißen Kaisers, zu dem wir uns angemeldet. Also nur ein kleines Lebenszeichen. Vielleicht gelingt es mir, heute Abend noch einmal ins Internet zu kommen. Es ist schwierig hier.

12. Mai, auf der Century Sky

Die Organisation von China-Tours immer sehr gut. Auch in Yichang werden wir von einem Reiseleiter mit Auto und Fahrer abgeholt, Herr Yi aus aus Yichang, ein älterer Herr mit einem müden, angestrengten Gesichtsausdruck, erzählt engagiert über seine Stadt. Eine kleine Stadt, vor dem Bau des 3 Schluchten- Staudamms mit seinen 600.000 Einwohnern, völlig unbekannt im Land, nach dem Bau kamen über 1.200 Millionen Umsiedler hierher und ganz China kennt sie. Entsprechend auch hier: viele neue Hochhäuser, Abriss der alten Häuser. Herr Yichang informiert über die Schiffsreise, auf seinen Rat hin essen wir vor der Einschiffung in einem von ihm empfohlenen Lokal und decken uns mit einem 6 Pack Bier ein, das das dreimal so teuer sein soll. Herr I bringt uns zu guter Letzt noch an Bord und hat ein gutes Trinkgeld verdient. Nach dem Einschecken Passkontrolle, wie üblich. Unser Zimmer ist relativ groß und hat einen Balkon, dazu sauber!!! Schön. Keine Erkundigung des Schiffes, Achim duscht und raucht noch einen Zigarillo auf dem Balkon, ich lege mich schlafen.
Heute volles Touristenprogramm: nach dem Frühstück mit circa 200 anderen Yangzi-Fluss Reisenden (3/4 Chinesen) Ausflug in eine Schlucht, in der das Leben einer Minderheit inszeniert wird, die Minderheit, die vor der Erschließung der Region hier lebte. Interessenten von 3 der Yangzi- Flussschiffe werden in perfekter Organisation in jeweils kleinen Gruppen geführt von einer jungen Frau dieser Minderheit: auf breiten hölzernen Stegen an Felsen den Yangzi entlang in die Schlucht geführt, vorbei an in traditionellen Stil gebauten Häusern, in denen Waren aller Art feilgeboten werden. In der Schlucht wird dann das traditionelle Leben vorgeführt… Kitsch, aber gut gemacht. Inklusive einer Hochzeitszeremonie.
Nach dem Lunch ( wir sitzen am Tisch mit einem deutschen und einem österreichischen Paar) die zweite Unternehmung: Besichtigung des 3 Schluchten Staudamms. Der Reiseleiter, Herr Tschau, erzählt viel und witzig, kennt sich gut aus in chinesischer Geschichte, hat Geschichte studiert.
Das Projekt war nie unumstritten auch hier, im Nationalen Volkskongress wurde es „nur“ mit einer Zweidrittelmehrheit angenommen. Jetzt produziert es mit seinen 18 Turbinen soviel wie 20 kleine Kernkraftwerke oder 30 Kohlekraftwerke. Eine Großtat der kommunistischen Partei, die damit auch ihre Macht dokumentiert. Sie weiß: wenn frühere Herrscher das Problem Jangzi Überflutung nicht in Griff bekam, machte das Volk einen Aufstand.
Nach der Begrüßung der Schiffsgäste durch den Kapitän, mit Sekt und Orangensaft, kleinen Reden, Tanzvorführung und Ringelpietz der Tänzer mit den Gästen durch den Saal, Abendessen. Danach ein kanadischer Film über das Stauseeprojekt, vor der Fertigstellung des Damms gefilmt. Nur unsere Österreicher, ein Chinese und wir schauen zu. Sehr deutlich wird, was alles zerstört wurde: jahrtausendalte Dörfer, Klöster, Tempel, vor allem die von Minderheiten. Die vielen Proteste wurden verboten, eine Autorin, die darüber ein Buch schrieb, kam ein Jahr ins Gefängnis.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, 70 bis 180 Meter über der verschwundenen Kultur auf einem Touristenboot zu reisen. Viele Eindrücke. Morgen mehr. Bin erschöpft.

11. Mai Unterwegs

Im Wartesaal von Lushan Bahnhof. Ein einfacher Kleinstadtbahnhof mit den üblichen Kontrollen. Hierhergebracht von einer englisch sprechenden Reiseleiterin und einem Fahrer. Sie, die erste sehr gesprächige und auskunftsfreudige junge Frau, spricht vergleichsweise gutes Englisch, das hat sie in der Provinzstadt Nanchang gelernt. Heute ist das Wetter großartig, ein wolkenloser Himmel, wärmende Sonne. Den Fotografen lockt die Szenerie, ein paar Male hält der Fahrer auf Bitte der Reiseleiterin (hat sie uns ihren Namen gesagt?) an. Als wir an einem von drei künstlichen Seen mit Trinkwasser vorbeifahren, erzählt sie die Anekdote über Mao, die wir schon auf der Herfahrt hörten, aber nicht richtig verstanden hatten: Mao, der gerne schwamm, stieg auch hier ins Wasser, keiner sagte etwas, weil er ja der große Führer war. Als er erfuhr, dass er in Trinkwasser gebadet hatte, entschuldigte er sich natürlich (!). Ihren Kinder gaben die Leute seitdem das Wasser als das Mao-Wasser zu trinken, besonders gesund und kräftigend. Auch kommen wir an vielen Bauruinen vorbei. Illegale Bauten, die verboten wurden, Warum werden die Bauherren nicht verpflichtet, sie wieder abzureißen?
Während ich da sitze, stürzt sich Achim in eine typische Unternehmung: er will noch ein paar Jaudzes besorgen und möglichst auch noch Postkarten abschicken. Das weiß ich. Als er nach 15 Minuten nicht zurückkehrt, weiß ich, etwas ist passiert. 10 Minuten später, gerade als unser Zug aufgerufen wird, schnauft er herbei, ein kleines Plastikpäcken in der Hand. Auf dem Bahnsteig gibt er lachend seine Geschichte preis: er hat alles mit den Kontrolleuren arrangiert (per Handzeichen), dass er wieder in den Bahnhof darf. Auf dem Vorplatz fragt er einen jungen Mann nach der Post (mittels Handzeichen, wiederum). Der zeigt auf sein Mofa, Achim schwingt sich hinter ihn, der Mann fährt los, drei Blocks weiter hält er neben einem Laden, der ist nicht der richtige, aber nebenan, dort will ihm die Verkäuferin chinesische Marken verkaufen, geht nicht, nach Deutschland, Keiner weiß, wie Deutschland auf Chinesisch heißt, die Verkäuferin schaut im Computer nach, aber sie hat nur drei Marken, die sind riesig, haben kaum Platz auf den Karten, trotzdem gekauft ( (10 Yuan) und zurück mit dem Fahrer. Der bekommt 10 Yuan für den Dienst und bestimmt nicht nur ein xiexie (Dankeschön). Nun noch das Jaudzesproblem. Das löst Achim in einem Kiosk am Bahnhof. Leider sind die Teigtaschen, die man ihm da anbietet, gefroren. Er überredet die Verkäuferin, sie in kochendes Öl zu werfen und danach nicht in eine Plastiktüte (üblich), sondern in ein Plastikkästchen zu legen ( alles immer mit Handzeichen). Weitere 10 Yuan. Das ganze Abenteuer für 30 Yuan und eine saure Miene von mir! Aber allzu böse kann ich ihm nicht sein, es ist ja noch einmal gut gegangen. Wie so oft.
Auf der Fahrt nach Yichandong, nahe dem Yangtse. Das Land wird hügeliger, baumbewachsen, Reisfelder, alte Haugruppen, Hochhäuser, auch Hausruinen, aber nicht so viele wie auf der Fahrt von Hangzhou nach Lushan. Wuhan, die größte Stadt, mit einem riesigen Bahnhof im Osten, zeigt sich mit einer mindestens 5 Kilometer langen Skyscraperkulisse. Hankou, unweit daneben ( dort hat auch unser Vater kurzfristig gearbeitet) weniger imposant. Mit einem kleineren, doch wohlgepflegten, bestimmt kürzlich renovierten Bahnhof aus den 50er Jahren, vielen retten Häusern aus den 60ern, Abrissflächen mit Müll, daneben die hohen Neubauten. Schön das viele Grün. Nach Hankou dann Gemüseanbaugebiet, Plastikgewächshäuser und Teiche, auf denen sich die ersten Lotuspflanzen zeigen, Bambuswälder, Baumplantagen. Ich las gerade bei Marco Polo, dass sein Großkhan schon die Kunst des Umpflanzens von Bäumen, auch großen und alten in seinem Reich nutzte. Viele überflutete Reisfelder. Im Zug, dann Kornfelder, dazwischen mit Weiden bewachsene Knicks. Und einige ältere Häusergruppen, „menschengemäß“, zwei bis dreistöckig, Im Zug, der wieder voll besetzt ist, geht es dabei sehr laut zu.eon Fernseher an der Waggonspitze läuft fortwährend, Babys kreischen und die Leute unterhalten sich laut.

11. Mai, morgens vor der Abreise

Lushan also. Ein kleines Abenteuer. Der erste Tag vernebelt und verregnet, mit einem kleinen Lichtblick: Achim konnte oben auf dem Marktplatz mit herrlicher Sicht über das ganze Tal ein Spitzenfoto machen…die Berglandschaft im Nebeldunst. Schon wenige Minuten später ein Regenguss, der uns in ein Ladengeschäft fliehen lässt. In einer weiten Halkreis stehen hier die traditionellen zweistöckigen Häuser, Hotels oder Geschäfte. Alles relativ gepflegt, sehr gut die öffentlichen Anlagen: Die Parks, Toiletten, das Bussystem, alles für die vielen Touristen. Im Juli und August muss es übervoll sein. Aber auch am Montag und bei schlechtem Wetter sind Reisegruppen unter bunten Schirmen oder in verschiedenfarbigen Plastiküberhängen, sogar mit Plastiküberschuhen unterwegs. Wir entschließen uns zu einer Wanderungen zu berühmten Wasserfällen, einem Kloster ect. Nach den Stadtaufenthalten ein wirklich erholsames Erleben. Nur ab und zu durch schrille Ansagen einer Reiseleiterin (warum haben die Frauen hier oft so kreischende Stimmen?) oder das Geplapper der Touristen unterbrochen. Jacken, Hosen, Schuhe durchfeuchtet bewundern wir noch drei uralte Bäume, über 2000 Jahre sollen sie sein, zwei Kampferbäume, einen Gingko, zünden Räucherstäbe vor einem Buddha und einer Kwan Yin (Göttin der Barmherzigkeit) in einem Tempel an und landen zum Schluss in der Maogedenkstätte, einem großen Haus, in dem sich die kommunistische Führung zur Diskussion wichtiger Beschlüsse 1961 (nach den Hungerjahren, in denen über 20 Millionen Menschen verhungerten) und 1970 (während der Kulturrevolution, wo Millionen gesteinigt, ermordet ect.wurden) versammelte. Am Eingang eine große Maostatue, viele Besucher verbeugen sich, einige Gruppen stehen still, schweigend. Viele sind Menschen in unserem Alter. Ihren verhärmten, verschlossenen, traurigen Gesichtern sieht man das Leid an, das sie ertragen haben, Ob sie wohl daran denken, was der große Führer ihnen und dem ganzen Volk angetan hat?
An diesem Abend zu müde und hungrig, um auch noch die Gedenkstätte an den Krieg gegen die Japaner anzuschauen. Mit Glück finden wir ein Lokal in der Nähe des Hotels, in dem wir nach drei Tagen endlich mal wieder gut speisen, die Gerichte abgeschaut vom Tisch der einzigen anderen Gäste… Denn wiensonoft gibts nur eine Speisekarte in Chinesisch. Am nächsten Morgen sind wir überpünktlich und versäumen das Frühstück nicht. Dieses Mal ein rein chinesisches Mahl, ohne Toast und Butter, sogar ohne Tee, dafür Reissuppe, Hefeklöße, hartgekochte Eier und diverse kleingehackte gekochte Gemüse (kalt) und Soßen. Man kann sich an alles gewöhnen, aber an Reissuppe und gebratene Nudeln, nein!
Kein Regen, aber Nebel überall. Gut für eine Wanderung durch Kuling Dorf, dem Hügel, auf dem die Kolonialisten ihre Landhäuser erbauten. Und tatsächlich, es gibt sie immer noch, alte Kirchen, erbaut aus Steinquadern, langestreckte Holzhäuser (eins ähnelt dem auf unseren Fotos, eins könnte das Missionarshaus gewesen sein, in dem Pearl s. Buck aufwuchs), alle entsetzlich rott und die Gärten voller Müll. Wohingegen die Wege und Straßen drumherum gut gepflegt sind. Wir besichtigen das Haus, in dem Mei Ling Song, die Frau von Tschiang Kai Shek gewohnt hat, noch original, mit den originalen Möbeln, aber auch seit 1948, als sie es verließ, nicht renoviert. Entsprechend verkommen sieht es aus, und hat seinen eigenen Reiz, sicherlich für die Besuchermassen, die auch heute schon hier durchwandern. Wir finden auch die Presbetarian Church in der Nähe, in der angeblich auch Tschiang Kai Shek jeden Sonntag zum Gottedienst ging. Sie wird heute noch genutzt. Wir könnten den Weihnachtsbaum vom letzten Jahr im Vorraum durch Fenster erblicken.
Kleines Mittagsmahl in einem einfachen Lokal, das sich als so dreckig erweist, dass ich mir vornehme, nie wieder so essen zu gehen, einen Vorsatz, der sich nicht so einfach halten lassen wird. Weiter führt uns die Suche nach einer Seilbahn, die in die Berge fährt, in Gebiete des Dorfes, die ziemlich heruntergekommen sind. Oder scheinen. Überall Müll vor den Häusern, von Wohnkultur wie bei uns kann keine Rede sein, nirgendwo Vorhänge, vor Fenstern stapeln sich Pappkartons, uralte Fahrräder, Wäsche auf Leinen. Nach langem Hin und Her entdecken wir einen Bauplatz mit großem Plakat, auf dem die künftige Seilbahn in einer wunderschönen Landschaft gezeigt wird. Die alte wurde demontiert, die neue ist in Bau. Dafür müssen aber noch viele Häuser in der Gegend abgerissen werden.
Es ist erst halb drei. Wir lassen uns mit dem Bus zu einer weiteren Attraktion fahren: zu einer hohen Klippe, wo wo aus ein Wanderung Richtung Tal zu einer anderen Seilbahn führt. Ein Weg hinab, relativ gemütlich, meinte Achim, der das alles geplant hat. Und es wird ein beeindruckendes Erlebnis, gekrönt von den ersten Sonnenstrahlen des Tages…zur großen Freude des Fotografen, der endlich die Foto machen kann, von denen er geträumt hat. Und so wandern wir gemächlich auf perfekt ausgebauten Steintreppen hinunter…mit Stopps…nur dass die Treppen nicht enden wollen, sogar wieder hinauf führen, manchmal kein Geländer haben. Nur wenige Leute sind mit uns unterwegs, das wundert uns schon. Ob sie wussten, dass die Seilbahn überpünktlich schließt? Bis 6 Uhr sollte sie fahren, als wir eine Viertelstunde vorher endlich die letzten 200 Meter dahin hinaufgeklommen sind, sind alle Züge abgestellt. Oje. Wie kommen wir nun zum Bus? Und wird der noch fahren? Der hutzlige Arbeiter, der hier oben mit seiner Frau lebt und wohl Wärterdienste leistet, weist uns einen Weg hinter dem Haus ins Tal, über Felsen auf die andere Seite des Flusses, der da fließt. Vor einem Häuschen werkelt eine alte Frau im Garten. Wir sprechen sie an, sie versteht, gibt Zeichen, dass sie uns ein Auto organisieren kann. Es ist wohl ihr Sohn, der nach Handyanruf mit einem klapprigen Gefährt kommt und uns für 120 Yuan (15 Euro) zum Hotel fährt. Erst unterwegs wird uns klar, wie prekär unsere Lage war: über 3 Kilometer bergan durch Waldgebiet, an der Busstation kein Bus und kein Mensch mehr, und auf der größeren Straße auch kein anderes Auto. Glück gehabt.
Und jetzt Schluss…für heute. Wir werden gleich abgeholt und zum Zug gebracht. am Abend besteigen wir das Schiff, um den Jangtse hochzuschippern.

10. Mai abends

Zwei Tage in Lushan vergangen. Dank an Elisabeth, Ute, Karsten, Barbara, Sarah, Annette und Jamie ( who can read thanks Google translator) für Eure Kommentare. Das motiviert zum Weiterschreiben. Allerdings bin ich oft zu müde, um darauf auch noch antworten zu können. Und ich will ja mit den Berichten nachkommen. Reise und Ankunft in Lushan, zwei kleine, schon ohne Internetanschluss geschriebene Texte, wird Rüdiger hoffentlich demnächst hier einfügen. Ich kann das nicht. Auch das Hinzufügen der Fotos gelingt nicht.
Warum Lushan, dieser Ort in den Bergen, fast 5 Zugstunden und eine Autostunde von Shanghai entfernt? Hier fuhr meine Großmutter mit den Kindern – wie viele andere Europäer – im Sommer in Urlaub, um dem feuchtheißen Klima in Shanghai zu entgehen. Hier lebte die Famile 4 Jahre während des 1. Weltkriegs, weil sie nicht im Settlement Shanghai, in dem ja Engländer und Amerikaner herrschten, wohnen durften. Es gibt kleine Anekdoten über die Zeit, auch einige Fotos im Nachlass der Eltern, viel interessanter aber sind unsere Erkundungen. Denn dieses Lushan, früher Guilin, ist heute nicht nur eines der beliebtesten Ferienorte Chinas, eine einmalig schöne Berglandschaft mit hohen waldbewachsenen Gipfeln, steilen Felsen, Wasserfällen, sondern eine Kulturlandschaft mit über 2000jähriger Geschichte. Zuerst ließen sich die ersten buddhistischen Mönche in China nieder ( circa 200 v. Ch.), unter ihnen auch der erste Landschaftsdichter Chinas, sie gründeten Klöster und bauten Tempel, ihnen folgten zahlreiche Dichter und Maler, die zum Ruhm der Gegend beitrugen. Im 19. Jahrhundert zerstörten die Bauern im Taiping-Aufstand viele der Bauten. Die Kolonialherren eroberten sich danach die Gegend als Ferienressort, ließen Hotels, Ferienhäuser und Kirchen errichten, auch Pearl S. Buck, die amerikanische Literatunobelpreisträgerin verbrachte hier ihre Kindheit. Sogar die wohlhabenden Chinesen pflegten hier zu residieren, so lebte hier Mei Ling, die Frau von Tschiang Kai Chek, der sie hier oft besuchte, von 1935-1948, Mao konferierte hier mit Tschiang als Bündnispartner im Krieg gegen die Japaner und ließ sich selber eine Villa bauen, wie auch Tschu en lai.
Wir sind – der jüngsten Geschichte entsprechend – in einem Hotelpalast mit protziger, marmorgefliester Eingangshalle, riesigem Empfangstresen untergekommen, wo uns eine junge Chinesin freundlich, aber hilflos lächelnd empfängt. Sie spricht kein Englisch – wie keiner der Angestellten, die uns begegnen. Baker, der uns begleitet hat, hat das Einschecken am ersten Abend geregelt, aber wir finden uns zurecht und beschweren uns nicht. Das Internet funktioniert erstaunlich gut, der sozialistische Protz der 80er Jahre inclusive Samtvorhängen, muffigen braunem Teppichboden und schwarzgekacheltem Bad in unserem Zummer ist ertragbar, sogar die Staubränder am Teppich nehmen wir hin und den nicht gerade sauber zu nennenden Boden im Bad säubern wir klaglos. Dass wir am ersten Morgen kein Frühstück erhalten, weil wir erst 9:05 statt um 9:00 Uhr erscheinen, dagegen finden wir recht unfreundlich. Sogar Baker meinte, ein hartgekochtes Ei hätte man uns geben können. Wir verzeichnen es unter der Rubrik: Funktionärsmentalität, der man hier immer noch begegnet. Gleichzeitig erfahren wir auch öfter Hilfsbereitschaft. Davon mehr später.

10. Mai, Rückblick

Ankommen am Sonntag in Lushan, abends halb zehn. Empfangen von Baker, einem großen, kräftigen Chinesen mit lebhafter Gestik, der Englisch spricht. Er führt uns über den menschenleeren, schwach beleuchteten Vorplatz zu einem Van, wo der Fahrer auf uns wartet. 1 Stunde wird die Fahrt nach Lushan Mountain dauern. Oje. Wir haben den ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen, auch gestern Abend nur ein paar Hefeklöße aus einem Holzkohleofen von der Straße. Gut, gehen wir über die Straße in einer kleinen Imbissstube. Die Nudeln für die Gemüsesuppe fertigt der Betreiber in wenigen Minuten aus einem Hefekloß, wirft sie in eine brodelnde Suppe, wieder nur ein paar Minuten, Suppe und Nudeln in die Schalen, dazu frisches Bak Shoy Blätter, schmeckte köstlich. Dann geht’s los. Vor der Auffahrt eine Kontroll- und Bezahlstation. Der Besuch im Naturschutzgebiet um den Lushan herum kostet pro Person 180 Yüan, da mich Achim als 70jährig tituliert, brauche ich nicht zu zahlen. Aber die Pässe werden registriert. Aus der Stunde werden eineinhalb, es geht auf schmalen Straßen bergauf durch dichten Nebel.
Da unten ist der See, in dem Mao gebadet hat, erklärt Baker. Ach ja, wir erinnern, sein berühmtes Bad, mit dem er seinem Volk nach den verheerenden Hungerkatastrophen (ausgelöst durch seine Politik der erzwungenen Industrialisierung) zeigte, dass er noch gesund und führungsfähig war. Danach rief er zur Mobilisierung der Roten Garden für die Kulturrevolution auf – eine weitere Katastrophe in der Geschichte Chinas. Mir war nicht klar, dass wir historisches Gebiet betreten. Giulin (heute Lushan) da fuhren wir Westler im Sommer hin zur Erholung, erzählte meine Großmutter, die 1906 meinen Großvater in Hamburg heiratete und mit ihm in Shanghai lebte. Wir fuhren mit dem Schiff den Jangtse hoch und dann mit Kutschen und zuletzt wurden wir und das Gepäck von Trägern den Berg hoch gebracht. Heho, heho, riefen sie. Und sie zeigte uns ein Foto mit ein paar flachen Häusern in bergiger Landschaft. Später haben wir dann den ganzen Krieg über hier oben leben müssen, weil wir nicht mehr im International Settlement, das ja von den Engländern und Amerikanern beherrscht wurde, wohnen durften.

8. Mai, Sonntag,im Zug nach Lushan

Sitzen im zweiten Wagen,ganz vorne, wieder ist der Zug sehr voll, dieses Mal stehen sogar einige Leute. Nach Hangzhou mit Hochhäusern, drei- und mehrstöckigen Wohnblocks und Industrieanlagen wird es ein bisschen grüner, Pappeln, niedrige Büsche, kleine Gärten, baumbewachsene Hügel, wieder Häuser, schmale riesige Wohntürme, Industrieanlagen, Stadt mit Wohnblocks.
Jetzt, circa 1 1/2 Std. von Hangzhou entfernt der 5. Halt, Nr. 15 ist unsere Station. Die Welt ist diesig, es regnet nicht. Hier schon mehr Land, kleine Wälder, Flüsse, Teiche. Baumreihen, Baumplantagen, aber auch wild wachsende Baumgruppen, Grabhügel. Neben uns unterhält sich eine Gruppe von Frauen lebhaft. Eine verrottete Industrieanlage. Zwei der Frauen sind ausgestiegen, lebhaftes zaijian Auf Wiedersehen). Jetzt telefoniert ein großer kräftiger Mann laut am Handy.
Ich bin müde, den Morgen über Touri-Programm: zum Kaiserkanal mit der U-Bahn, Massen von Leuten strömen mit uns hinaus in unsere Richtung. Sie wollen in den Hangzhou Shopping Tower, wir zum Kanal, am Weg Blumenrabatten mit Rittersporn, davor ein großes Tor, eine steinerne Terrasse, das Wasser fließt träge zwischen Hochhäusern, eine Brücke, laute Musik von gegenüber.
Achte Station nach Hangzhou. shangrhou. Draußen an Reisfeldern, Hügeln mit Kiefern und Laubbäumen, vor allem Bauruinen, mehrstöckig und verlassene Häuser, unzählbar viele, nicht weit entfernt über 20stöckigeHochhäuser. Ab und zu ein Auto vor leeren Fensterhöhlen.
Wir sind auch noch mit Alexander, in einem Taxi zum Lingying Kloster, am Rande von Hongzhou gefahren. Der junge Mann ist sehr flott im Organisieren übers Handy, als Führer nicht so gesprächig, jede Information muss man erfragen, liebt seine Heimat, eines der schönsten Teile Chinas. Die Straßen sind auch an diesem Sonntag verstopft, im Kloster wieder Massen von Menschen. Eine große Anlage, mit hohen alten Bäumen, alles sehr gepflegt; hohe Felsen, aus denen über 300 Buddhafiguren herausgemeißelt wurden, über 100 davon in der Kulturrevolution beschädigt oder zerstört. Einer der Haupttempel mit einer über 70 Meter hohen Buddhafigur aus Kampferholz wurde von Tschu en lai vor den roten Garden gerettet. Aber auch die Bauern hatten während des Taiping-Aufstands im 19. Jhrdt. Schon vieles zerstört.
Neunte Station: Yingtanbei.
Zehnte Station
Elfte Station: Nan Chang xi. Wieder ein überdimensional großer Bahnhof, Vorher: Hochhaussiedlung im Bau. Viele Männer steigen aus. Bauarbeiter? Einige Frauen. Vorher der ganze Landstrich nur Bauruinen. Deprimierend. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Auch nirgendwo ein Licht, kein Mensch, kein Tier, nichts, was einen an Land denken lässt. Kein Mensch auf den Feldern. Teeplantagen, Reisfelder. Liegt es daran, dass heute Sonntag ist? Der Zug rast weiter durch die dunkle entvölkerte Landschaft. Der Wagen ist überfüllt, bei jedem Stopp steigen Leute aus und neue ein. Was machen die hier? Warum sind die Häuser nicht bewohnt?
Zwölfte Station. Gongqingchen.
Dreizehnte Station: Duan. Einige Lichter in einem höheren Wohnkomplex, vor dem Ort Lichter auch in mittelgroßen Häusern. Sehr viele Leute sind ausgestiegen. Ein erleuchteter Geschäftskomplex.
Dann Lushan. Wir rollen unsere Rollwagen zum Ausgang. Die Augen aller Chinesen im Wagen scheinen unser Tun zu verfolgen.