Nur kurz:
In der Nacht vom Freitag zum Samstag Gewitter, morgens 15 Grad und Nieselregen, trotzdem zum Fahrradverleih. Wir wollen einmal um den See… Und das gelingt uns aus trotz zunehmenden Regens und starkem Wind. Und wir sind nicht die einzigen, Massen von Chinesen unter roten, gelben Grünen Regenschirmen und sehr wenige Radfahrer sind auch unterwegs. Parallel zur Uferpromenade, weil dort nur Fußgänger zugelassen, mit Bussen und Autos, die auch zu irgendwelchen Attraktioenen streben. Wir biegen ab auf den sog. Badidamm, auf beiden Seiten mit Kirschbäumen und Weiden bepflanzt, mit mindestens 10 typisch chinesischen halbmondartigen Brücken. Ich kenne sie von kolorierten Fotos aus dem Nachlass der Eltern. Da aber sind sie menschenleer, während sich heute ein Zug aus Regenschirmen darüber bewegt und der Insel zustrebt, die früher nur Kaisern zugänglich war. Dessen Palast wurde von Taiping Rebellen, aufständischen Bauern, 1861 zerstört, übrig blieb nur die Bibliothek. Im alten Stil neuerbaut diverse Restaurants und das Provinzmuseum mit einer Sammlung zur Geschichte des Porzellans in der Gegend. Da der Eintritt kostenlos ist, strömt das Volk durch die Räume und ruht sich im 2. Stock auf traditionellen Gestühl aus, um ein weiteres Selfie von sich zu machen, das Handy aufzuladen oder übermüdet mit Oberkörper auf den Tischen gelehnt eine Runde zu schnarchen. Die neue Freizeitkultur, eine Errungenschaft der neuen ökonomischen Politik der Partei.
Bemerkenswert außerdem: an Häusern und Anlagen wird auch am Sonntag gewerkelt, man bereitet sich auf den G 20 Gipfel vor, der hier Anfang September stattfinden wird. Nicht alle haben frei….Vor allem nicht das Aufsichtspersonal bzw. die Polizei, die überall anzutreffen ist und alles regelt.
Und: der Blick über den See ans andere Ufer gibt den Blick frei auf Villenanlagen. Einzelne Ruderer scheinen hier ihr Sonntagstraining zu absolvieren. Sind das die Privilegierten, die Reichen, die in den Autopavillons, an denen wir auf dem Rückweg vorbeiradeln, sich einen Maserati, Bentley, Mercedes oder Porsche erstehen und in den bewachten Wohnanlagen dahinter leben? Dass es eine Klassengesellschaft hier in China gibt, erleben wir auch in Hangzhou auf diesem Ausflug. Wie sehr sich die Reichen abschotten, auch. Dazu, wie sie das Volk, sprich auch uns, die Touristen, kontrollieren, noch eine Bemerkung:
Als wir das Hotelzimmer betraten, fanden wir eine in Plastik eingeschweißte Mitteilung zum G 20 Gipfel vor: Anlässlich des Ereignisses würde ab 1.1.2016 jeder Hotelbesucher registriert, Besucher von Gästen dürften nunmehr nur bis 22 Uhr in den Hotelzimmern bleiben, vor allem habe die Polizei jederzeit das Recht, ein Hotelzimmer unangekündigt zu durchsuchen.
Die Polzeistaatsmentalität scheint ihre Auswirkungen zu haben…
Wir lasen uns aus Marco Polos Reisebericht die Seiten über Hangzhou vor..
Liebe Hilke,
wieder sehr spannend! Habe Bilder vor meinen Augen. Massen an Menschen mit schönen Regenschirmen z.B.
Das Frühstück, na ja. Was sind denn „Jaudzes“? Hühnerkrallen, gruselig. – Ghettos für die Reichen. Stelle mir riesige Garagen für die Autos vor. – Die Vorbereitungen für den Gipfel, die vielen Kontrollen. Schnarchende Menschen im Museum finde ich lustig, das gefällt mir. Die Ärmsten schuften ja auch viel. Weiterhin viel Freude und bleibt gesund.
Herzlichst Elisabeth